Das Jahr 2012 ist vorbei und aus Sicht der DXer war es sicher ein gutes Jahr, zumindest was das Angebot anbelangt.

Ebenfalls im Jahr 2012 wurde die Interessensgemeinschaft five nine DX Hunter Group gegründet. Diese hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt das DX von den vielen weiteren Bereichen des Amateurfunks (wieder) etwas in den Vordergrund zu rücken. Daher möchte ich als eines der Gründungsmitglieder dieser Gemeinschaft für alle am DX interessierten YLs und OMs die abgelaufene DX-Saison nochmals Revue passieren lassen. 

Als ich für diesen Artikel zum Recherchieren begann war ich sehr erstaunt, dass es so viel mehr Expeditionen gab als ich noch in Erinnerung hatte. Nach filtern meines elektronischen Logbuches bekam ich eine unerwartet lange Liste an DX-Peditionen heraus. Ich musste daher bald einsehen, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, wenn ich hier auf alle Expeditionen näher eingehen würde.

Neben den vielen kleineren, jedoch deshalb nicht weniger interessanten DX-Peditionen, wurde der DXer im Jahr 2012 auch mit einigen wirklich großen Expeditionen erfreut. Darunter waren so manche DXCC-Länder die nur sehr selten aktiviert werden und vor allem den jüngeren Länderjägern sicher noch fehlten.

Gleich als Auftakt ging am 12. Jänner das 26-köpfige Team mit dem Rufzeichen PJ4C aus Bonaire in die Luft. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt den bisherigen Weltrekord (19.225) an RTTY Verbindungen zu brechen, was ihnen übrigens mit 19.618 von insgesamt 84.492 QSOs gelungen ist. Gratuliere!

Für diesen Erfolg waren auch zwei Österreicher mitverantwortlich, nämlich unsere Top-DXer OE3GCU und OE3JAG, die auch an dieser Expedition teilnahmen. Nachdem die Beiden diesmal auf der anderen Seite vom Pile-up saßen, war dies wahrscheinlich die einzige DX-Pedition wo die Beiden nicht in den Top10 der Rangliste mit den meisten Verbindungen in OE gelistet waren. Hi

2 Tage bevor PJ4C endete, startete am 21. Jänner bereits die Nächste. Mit HK0NA (Malpelo Island) ging eine DX-Pedition der Superlative on Air. Ein Team von 23 OMs, die mit 11 Stationen und 18 Antennen verteilt an 2 Standorten, 14 Tage lang rund um die Uhr Betrieb machten.

Malpelo Island war vor dieser Aktivierung eines der meistgesuchten DXCC-Länder und steht Dank der getätigten 195.415 QSOs aktuell jetzt nur noch auf Platz 60 bei Clublog.

Kein Wunder, ist doch der unbewohnte 35 Hektar große Steinfelsen, 500 km westl. der Pazifikküste von Kolumbien ein streng geschütztes Naturreservat, der bisher nur wenig aktiviert wurde. (Siehe Grafik)

Einen ausführlichen Bericht über diese großartige DX-Pedition hat DJ9ZB geschrieben.
Dieser ist im Dokumentationsarchiv DokuFunk (Danke dem gesamten Team!) unter http://www.dokufunk.org/upload/Malpelo_neu.pdf zu finden.

Beim Kampf um dieses begehrte DXCC-Land übersah man fast schon, dass etwa zur gleichen Zeit 5 Operatoren unter VP6T (Pitcairn Island) vielen DXern mehr als 30.000 QSOs bescherten. Weiters war auch noch TN2T (Kongo) QRV. Da wusste man oft schon nicht in welches Pile-up man sich zuerst stürzen sollte. Im Februar ging es ohne Unterbrechung mit HU2DX von El Salvador weiter. 15 Operatoren machten dort mit 4 Stationen Betrieb. C21HA (Nauru), ZK2C (Niue), FW0NAR (Wallis & Futuna) waren weitere Expeditionen im Februar.

Von Ende Februar bis Anfang März konnten sich die DXer über die afrikanische Doppel-DX-Pedition freuen. Mit 3C6A (Equadorial Guinea) und 3C0E (Annobon) wurden gleich zwei begehrte DXCC-Länder mit über 33.000 Kontakten aktiviert.

Immer wieder waren zwischenzeitlich auch kleinere Expeditionen wie beispielsweise aus Mayotte, Tonga, Guinea-Bissau, Swaziland oder St. Barthelemy zu hören. Im April wurde noch 9M0L (Spratly Island) von 13 Operatoren mit knapp 42.000 QSOs in die Luft gebracht, bis schließlich am 30. April wieder ein heiß begehrtes Land im Cluster auftauchte.

Mit Platz 11 (bei Clublog) im Ranking der meistgesuchten Länder war auch der Yemen ein sehr gefragtes Land. Nach 2-jähriger Vorbereitung und mit der Unterstützung von 4 Ministerien gelang es einem russischen Team unter dem Rufzeichen 7O6T von Socotra Island QRV zu werden. Mit etwas über 162.000 Verbindungen an 6 Stationen sorgten die 19 Teammitglieder von 30. April bis 15. Mai für eine anständige Bandbelebung. Da hatten wir Europäer schon Glück das dieses Land mit nur etwa 5.000 km quasi vor unserer Haustür liegt.

 Ebenfalls noch im Mai wurde durch ein italienisches Team 6O0CW (Somalia) aktiviert. Auch waren zwischenzeitlich XX9E (Macao) oder A5A (Bhutan) zu arbeiten.

Im Juni war es etwas ruhiger. Das als eigenes DXCC-Land gewertete Sovereign Military Order of Malta war mit 1A0C die ersten 4 Juli-Tage QRV, zwei Schweizer funkten Ende Juli mit TO2D aus St. Barthelemy und das Team um CY9M (St. Paul Island) tätigte in diesem Zeitraum mit 6 Stationen 33.267 Verbindungen.

Im August freuten wir DXer uns über D64K (Comoros Island). 8 Operatoren machten an 4 Stationen über 61.000 Verbindungen. Zeitgleich wurde durch 2 Japaner mit 9M4SLL die Insel Spratly Island heuer bereits zum 2. Mal mit über 18.000 QSOs aktiviert.

Doch jeder wartete insgeheim bereits auf die nächste schon lange angekündigte DX-Pedition der Superlative.

Sozusagen als Vorankündigung probierte KH8/DL3DXX beim Zwischenstopp in American Samoa schon mal die Bandbedingungen nach Europa. Am 7. September war es dann aber soweit. Die ersten Signale von NH8S (Swains Island) wurden in den Äther geschickt.

Das Pile-up war natürlich gewaltig. Wurde doch das 1,5 km² kleine Atoll im Südpazifik mit gerade mal 37 Einwohnern in 8 Haushalten bisher nur im Jahre 2006 mit einigen wenigen Kontakten und 2007 mit 117.215 Verbindungen aktiviert. (Siehe Grafik)

Swains Island ist somit ebenfalls eines der gesuchtesten DXCC-Länder. Dies nahmen einige amerikanische Funkamateure zum Anlass und stellten ein 31-köpfiges Team zusammen um die enorme Nachfrage etwas zu lindern.

Die Kosten für dieses aufwändige Unternehmen betrugen um die 200.000 Dollar. Jedem Teammitglied kostete die Teilnahme somit rund 8.000 Dollar plus Anreise nach American Samoa.

Das Team versuchte auf allen KW-Bändern, jedoch speziell auf 20m und 17m das enorme Pile-up mit 7 Stationen in den üblichen Betriebsarten CW, SSB und RTTY abzuarbeiten. Nach anstrengendem Betrieb standen so nach etwa 2 Wochen beachtliche 105.517 Verbindungen im Logbuch.

 NH8S war kaum verstummt, schon ging es vom 24. September bis 5. Oktober mit 3D2C (Conway Reef) weiter, wo 22 Teammitglieder die DXer mit 71.693 Kontakten erfreuten.

Ein italienisches Team aktivierte die ersten beiden Oktoberwochen dann mit TT8TT den Chad und Ende Oktober war aus dem Pazifik das Rufzeichen T30PY (West Kiribati) zu hören.

Das herbstliche Highlight stellte aber sicher die DX-Pedition PT0S (St. Peter & St. Paul Rocks) dar. Nur 4 Operatoren (mehr durften aus Naturschutzgründen nicht) aktivierten mit 2 Stationen vom 10. bis 23. November die zu Brasilien gehörigen abgelegenen und unbewohnten kleinen Felsinseln mitten im Atlantik. Dieses Gebiet liegt laut Clublog an 15. Stelle der meistgesuchten DXCC-Länder weltweit. Die Nachfrage war so gewaltig, dass der Split-Bereich in SSB teilweise schon 100 kHz breit war. Ein QSO mit kleiner Ausrüstung war da schon ein Glücksfall. Letztendlich wurden über 44.000 QSOs geschafft, was jedoch in Zukunft an der Nachfrage dieser DXCC-Einheit wahrscheinlich nicht viel ändern wird.

Zeitgleich zu PT0S war eine 24-köpfige Gruppe, dabei auch OE3JAG, unter V84SMD aus Brunei zu hören. Ende November bis Anfang Dezember waren dann 7P8D (Lesotho) und 5T0SP (Mauretania) QRV. Weiters machten im November die beiden deutschen Weltenbummler Babs & Lot unter VP2MYL & VP2MGZ aus Montserrat fleißig Betrieb.

Mit einer weiteren Rarität (11. Stelle in Clublog) ging mit ZL9HR (Campbell Island) die letzte näher erwähnenswerte DX-Pedition 2012 on Air. 10 OMs mit 6 Stationen erfreuten Anfang Dezember noch so manchen DXer mit dieser seltenen subantarktischen DXCC-Einheit, welche letztmalig 1999 aktiviert wurde. Die Bedingungen zu dieser Zeit ließen Verbindungen nach Europa auf den höheren Bändern kaum zu, so dass die Mannschaft versuchte hauptsächlich auf 20m die Nachfrage zu stillen. In den nur 8 Tagen konnten so 42.922 QSOs ins Logbuch eingetragen werden.

Selbstverständlich hatten alle größeren Expeditionen wie heute üblich neben einem perfekten Internetauftritt auch ein Online-Log. Somit lässt sich meist bereits einige Stunden später überprüfen ob die Verbindung wirklich geklappt hat. Das ist ja speziell bei begehrten DX-Stationen durch das meist enorme Pile-up nicht immer so ganz eindeutig.

Leider wissen manche OMs nicht wie Split-Betrieb funktioniert und stören durch ihr rufen auf der QRG der DX-Station, so dass man diese nicht mehr hören kann. Andere rufen ständig ins QSO obwohl sie gar nicht dran sind. Entweder weil sie der DX-Station nicht zuhören, oder sie nicht begreifen wollen, dass der Operator sowieso nur denjenigen ran nimmt, den er aufgerufen hat.

Wenn dann doch zumindest eine Verbindung geklappt hat und man sein Rufzeichen im Online-Log findet, gilt es nach Beendigung der DX-Pedition die QSL-Karte auch gleich online anzufordern.

Online QSL Request System, kurz OQRS genannt, ist mittlerweile bei jeder größeren DX-Pedition zum Standard geworden. Damit ist das Beantragen einer QSL-Karte stark vereinfacht, da man seine QSO-Daten nur noch in ein Onlineformular eingeben muss und steht somit in der Datenbank für den QSL-Kartendruck. Mit OQRS erspart man sich nicht nur die eigene Karte (die eh keiner braucht), sondern auch 2 Kuverts und viel Arbeit. Wenn man die Karte direkt zugestellt haben möchte überweist man von einem vorher angelegten PayPal-Konto einfach den geforderten Betrag (meist zwischen 2 und 5 Dollar) und gibt dabei sein Rufzeichen und seine Adresse bekannt. Manche bieten aber auch bei OQRS an die Karte gratis via Büro zu senden. Der Vorteil hier ist die ebenfalls einfachere und raschere Abwicklung.

OQRS ist somit der beste und schnellste Weg um zu einer QSL-Karte aus Papier zu kommen. Bei mir sind zumindest bisher alle mit OQRS direkt angeforderten QSL-Karten rasch und zuverlässig eingetroffen.

Zu guter Letzt möchte ich im Namen der five nine DX Hunter Group aber auch noch unsere derzeitigen Top-DXer von OE hervorheben.

Eine Auswertung bei Clublog zeigte beim Leaderboard der Super League (die besten 100 weltweit) über die letzten 12 Monate, dass sich neben den weltweit starken „Big Guns“ mit ihren Antennenfarmen und dicken Endstufen auch 2 Österreicher platzieren konnten.

(Abfrage 31. Dezember)
Leaderboard weltweit: OE6MDF auf Platz 37 und OE3PU auf Platz 74.

Auch im Europavergleich sind lediglich nur drei OE-Rufzeichen zu finden.
Im Leaderbord EU liegt OE6MDF auf Platz 21, OE3PU auf Platz 46 und OE6DK auf Platz 85.

Für diese herausragende Leistung gratuliert die five nine DX Hunter Group ganz herzlich!

Natürlich beglückwünschen wir auch alle anderen DXer, die seit Jahren immer wieder in den vordersten Rängen des OE-Leaderboards bei Clublog von fast allen DX-Peditionen zu finden sind. Diese OMs zeigen ebenfalls, dass sie nicht nur gutes technisches Equipment haben, sondern vor allem auch das nötige Know-how um auf allen Bändern in den verschiedenen Betriebsarten immer wieder das Pile-up zu brechen.

Bedanken möchten wir uns abschließend noch bei Claus, OE6CLD für seine immer wieder hervorragend zusammengestellten Ankündigungen diverser DX-Aktivitäten in der QSP.

Wir wünschen allen DXern auch für das Jahr 2013 „good DX“!


73 de Gerald, OE3DSB